In Kreisen linker Aktivisti ist mensch sich einig: Rassismus ist zu verurteilen. Trotzdem sind wir auch in der Szene nicht frei davon, rassistische Prägungen, die uns eine rassistische Gesellschaft mitgegeben hat, zu reproduzieren. Auch wenn wir gelernt haben, im Sinne einer political correctness belastete Wörter zu vermeiden, gibt es unzählige Gelegenheiten, zu denen People of Colour oder andere Menschen, die Rassismus erfahren, schmerzlich erfahren, dass die Szene immernoch sehr dominant weiß geprägt ist. Die Auseinandersetzung mit Privilegien und dem weiß-Sein kann ein Teil beisteuern, um diese impliziten Rassismen ans Licht zu zerren, besser zu verstehen und nach und nach aus verschiedenen Winkeln abzubauen.
Das Referenti Tsepo Bollwinkel schreibt dazu:
Critical Whiteness ist zunächst und vor allem eine Schwarze Überlebenswissenschaft.
Schwarze Menschen sind seit Jahrhunderten gezwungen, weißes Verhalten zu studieren und zu kennen – um in einer von weißer Dominanz geprägten Welt zu überleben. Nur in einer Welt, die Rassifizierungen als Kategorien für die Zuteilung von Privilegien erstellt hat, macht es überhaupt Sinn, einen quasi ethnologischen Blick auf weiße Menschen zu richten. Und weil alle nichtweißen Menschen die bitteren Konsequenzen weißer Dominanz, der white supremacy, tragen müssen, ist das Forschen und Wissen zu gesellschaftlichen Strukturen, geisteswissenschaftlichen und historischen Ursprüngen, sozialen und politischen Auswirkungen sowie die identitären Verankerungen von Weißsein für sie eine Notwendigkeit.
In Deutschland wird Critical Whiteness zumeist verstanden als die reflektierende Beschäftigung weißer Menschen mit ihren Privilegien. Das ist eine durchaus legitime Herangehensweise. Aber das Ausblenden der Schwarzen Ursprünge, das Besetzen Schwarzen Wissens und attraktiver Positionen in diesem Bereich durch weiße AkademikerInnen, der Irrtum, dass der Besuch eines Workshops oder das Lesen von Büchern als ausreichend empfunden werden, um sich persönlich Absolution zu erteilen und sich als ExpertIn zu verstehen, ist ein typisches Merkmal weißen Privilegiertseins, ist ein bewusstes oder unbewusstes Ausagieren von white supremacy.
Deshalb ist es mir wichtig, als Schwarzer Mensch Critical Whiteness zu lehren, sowohl für weiße Menschen als auch für nichtweiße. Für weiße Menschen bedeutet dies, in meinen Seminaren und Workshops einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, eingebettet in eine historische Einordnung. Es ist dabei mein Ziel, weiße Menschen nicht nur zur kritischen Reflexion sondern zum Einstieg in einen langfristigen identitären Lernprozess zu motivieren und zu befähigen. In meinen Veranstaltungen für nichtweiße Menschen geht es mir um strukturelle Analyse, um das Aufdecken und Loslassen von internalisiertem Rassismus sowie vor allem um das Trainieren von Widerstandsfähigkeiten, also um Empowerment.
Am Ende steht dabei für alle dieselbe Aufforderung: „Denkt Euch eine andere Welt- und macht sie möglich!“
Infos zu Barrieren & Zugängen
Der Workshop findet in der Oetinger Villa statt.
Der kürzeste Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln führt über die Buslinien H oder K und die Haltestelle „Am Karlshof“.
„Der Saal“, in dem der Workshop stattfindet, ist über eine Treppe zu erreichen. Einen Aufzug oder eine Rampe gibt es für die sieben Stufen nicht.
Der Weg zum Workshop wird vom Haupteingang aus visuell ausgeschildert sein. Es gibt leider kein Leitsystem für sehbehinderte Personen.
Sitzgelegenheiten in Form einzelner Stühle oder Sofas können im Workshop-Raum frei arrangiert werden.
Es gibt leider keine Induktionsschleife oder mobile Systeme zur Tonübertragung auf Hörgeräte vor Ort.
Alle Toiletten sind Gender-neutral ausgeschildert und mit Hygieneprodukten ausgestattet.
Klassische Wickelmöglichkeiten gibt es nicht, wir finden ggf. aber eine Lösung in einem der Räume.
Menschliche oder technische Assistenz, die dir die Teilnahme ermöglicht oder erleichtert, ist uns sehr willkommen.
Melde dich gern vorab (anonym) per Mail an banden.bilden@systemli.org, falls du noch Unsicherheiten hast oder Unterstützung brauchst, um angenehm am Erste Hilfe Training teilnehmen zu können. Gern unterstützen wir dich nach unseren Möglichkeiten.
Falls du während der Veranstaltung einen Rückzugsraum brauchen könntest, komm gern auch schon vorab auf die Awareness-Personen zu. Es gibt verschiedene Optionen im Haus und wir können zusammen überlegen, welche am besten für dich passt.
Wir sind ab eine halbe Stunde vor Beginn im Saal erreichbar.
Melde dich auch im Laufe des Workshops oder im Anschluss gern jederzeit, wenn du Unterstützung von uns brauchst – ob praktisch oder emotional.